Telavi gen Westen verlassend trafen wir bald auf eine weitere weisse „offroad“-Piste: schon krass, wie viele Strassen im Kaukasus noch nicht geteert sind, aber trotzdem von vielen Autos und kleinen öffentlichen Bussen befahren werden. Auch in Georgien gibt es übrigens diverse Auto’s, welche rechts-gesteuert sind: das ist manchmal fast gefährlich, weil wir denken, da sitzt gar niemand im Auto: aber dann fährt das Auto los… Ist wirklich gewöhnungsbedürftig. Jedoch fahren die Georgier noch besser/vorsichtiger wie die Armenier – und kein Vergleich zum Fahren im Iran…
Was auch lustig ist: auf vielen (alten) Auto’s hat es noch Werbung von deutschen, holländischen oder französischen (Klein-)Betrieben, welche offensichtlich ihre Auto’s zur Verschrottung oder ähnlichem gegeben hatten: die Werbung wird nicht entfernt oder ersetzt sondern wird hier weiter zur Schau gestellt – ja, wirken die Fahrer gar stolz auf die Herkunft ihres Gefährts.
Lange Zeit fuhren wir an herrlichen Blumenfeldern vorbei – so schön!
Bei Chinti ging es auf dem „Military Highway“ gen Norden weiter. Das Wetter schlug um und wir mussten einmal mehr Regenkleidung anziehen. Zum Glück würden wir diese Strecke morgen nochmal fahren und es war nicht so schlimm.
Wir durchquerten das hiesige Skigebiet und ein Foto vom winzigen „Pamukale“ Georgiens lag aber trotz Kälte (nur noch etwa 8 Grad, nachdem wir mit 25 Grad losgefahren waren) gerade noch drin.
Die Berge, die wir querten lagen erst bewölkt vor uns, lichteten sich aber langsam, je näher wir Stephansminda kamen.
Nach dem einchecken in unser Guesthouse war es trocken und die Route gen Gergeti-Monastry sollte in Angriff genommen werden. Jochen hat die Strecke den steilen Berg hoch noch in Erinnerung.. Schon damals hatten sie Schwierigkeiten gehabt, den Weg zu finden: leider war es auch heute mit Navigation nicht einfacher, denn kaum waren wir auf der richtigen Strasse (nachdem wir nur einmal im Dörfli hatten wenden müssen), standen wir bei der nächsten Kurve vor einer Baustelle: diese Strasse ist momentan nicht befahrbar. Mit Zeichensprache machten die Bauarbeiter uns klar, dass wir einen weiten Bogen unten im Tal fahren müssten, um den Berg von hinten hochzufahren.
Zurück im Dorf half ein alter Mann: er sprach in Georgisch auf uns ein, seine Zeichensprache und Erklärungen waren aber so gut, dass wir dachten, wir würden verstehen… Als wir dann wieder 2x falsch abgebogen waren, weil die steilen Strasse „runter“ jedesmal an einem Gartentor endete, waren wir fast zurück an der ursprünglichen Kreuzung, als der Alte uns entgegenkam: nochmal erklärte er uns ruhig den Weg. Kein Lächeln konnte sein Gesicht bewegen, aber trotzdem war er extrem liebenswert. Und dieses Mal fuhren wir die Strasse so lange weiter, bis es wirklich nur noch abwärts ging und wir von oben schon sahen, dass sie unten im Tal neben dem Fluss eine vorübergehende Strasse hergerichtet hatten.
Diese war aber keineswegs besser: die 4×4-Fahrer möchten noch immer Business mit den Touristen machen und wollten uns den Weg nicht erklären. Die machen hier echt ein Geld mit all den Autos… Offenbar hatte die Russen hier eine Seilbahn gebaut, als sie an der Macht waren: jedoch wurde diese abgebrochen, sobald Georgien wieder unabhängig war. Offizielle Begründung: der Ort sei zu heilig.. Ob die ganzen Auto’s da wirklich „heiliger“ sind?
Oben angekommen dann die Belohnung: Blick auf die Monastry schon von Weitem: der Kazbegi (Berg) dahinter leider in Wolken gehüllt…
Die Sicht von hier nach „hinten“ oder runter ins Tal war aber wirklich schön, wenn auch der Hin- und Rückweg fast das Spektakulärste am ganzen Trip waren 🙂
Morgens waren die Berge rund um unser Guesthouse etwas besser zu sehen und die Sonne hatte bei 20 Grad ein paar Sonnenstrahlen für uns übrig. Wir hatten beide in der Höhe von 1700 müM nicht ganz so gut geschlafen.
Bei besserem Wetter mussten heute auf dem Weg nach Tiflis (Tbilisi) die zwei Seitentäler besichtigt werden. Als erstes war das Sno-Valley an der Reihe: hier die Strasse gut und meist geteert, wir fuhren aber aus Zeitgründen nicht all zu weit.
Der einsame Wehrturm bei Sno war aber fantastisch eingebettet in das Tal. Erst noch umzingelt von Jugendlichen Touristen, bald waren wir aber alleine hier und konnten die Stille geniessen.
Das zweite Valley führte uns weiter südlich zur Truso Gorge. Erst empfing uns eine riesige Schafherde, dann ein einsames Dorf. Danach fuhren wir direkt an einen Grenzposten: hier weiter westlich ist Südossetien, ein Staat, welcher gerne unabhängig wäre, jedoch völkerrechtlich weiter zu Georgien gehört. Der Grenzwärter wollte uns hier nicht weiterlassen, also drehten wir um.
Ganz offensichtlich nahmen wir aber die falsche Strasse: diese ging steil den Berg hoch, bald gab ich auf und fuhr bei Jochen mit, um nur ein paar Kurven weiter oben dann vor dem Ende der Strasse zu stehen: der Steinrutsch war schon älter, aber nie zur Seite geräumt worden. Unterdessen hatten wir auch diverse 4×4-Auto’s gesehen, welche unten am Fluss die Strasse fuhren…
Also alles wieder runter und nochmal nach hinten gefahren. Hier erwartete uns nebst der Aussicht auf die herrliche Bergwelt den Blick in diese schöne Schlucht.
Hier war es dann auch: wir haben die 10’000 km dieser Reise erreicht! Unsere Töffs haben zwar nicht den genau gleichen Zähler, weil wir manchmal nur mit einem Fahren und in letzter Zeit mehr mit F-F, da die Kette von Heidi etwas zu sehr auslutscht und erst in Trabzon geflickt werden kann, aber auch Heidi erreichte ein paar km weiter südlich ihre 10’000 (mitten auf der Autobahn) 🙂
Vorher aber nochmal am Zhinvali Reservoir vorbei, an welchem Jochen und Flo vor 7 Jahren gezeltet hatten: damals war der Wasserstand aber nicht gar so tief wie heute…
Heute – mitten auf einer der meist-befahrendsten Strasse Georgiens, kamen wir wieder an riesigen Schaf-und Kuhherde vorbei. Ich dachte, ich hätte schon riesige Herden in Neuseeland und Irland gesehen, aber dies hier ist noch eine Stufe grösser: und v a. speziell, da vieles auf der Strasse stattfindet…
In Tbilisi (Tiflis) fuhren wir am nächsten Tag mit der U-Bahn: unser Appartement lag etwas ausserhalb aber direkt an der Endstation. Was für ein Chaos, bis man hier endlich eine Fahrkarte hatte… Dass man das Depot von 2 GEL (70Rp) zurück erhält, durchläuft man ein richtig langwieriges Prozedere inkl Ausweis zeigen etc.. hätten wir das gewusst, hätten wir die Karte einfach behalten..
Das Gemeindehaus/Passbüro ist in Georgien oft ein architektonisches Meisterwerk: so auch in der Hauptstadt.
Wir gönnten uns die Luftseilbahn Fahrt über den Fluss: schon schön, die Aussicht.
Mother of Georgia
Lange verweilten wir in der Altstadt, wo diverse Häuser schon ganz windschief sind…
Für abends hatten wir einen Slot im Adventure Room gebucht: einmal mehr wollten wir die Rätsel in einer Stunde lösen: diesesmal schafften wir es in 40 min. Wir empfanden die Rätsel aber auch als gar nicht so schwer: aber schön, erfolgreich gewesen zu sein:-)
Wie krass Tbilisi im Talkessel liegt, war abends eindrücklich zu sehen. Die Strassen winden/Zickzackstrasse ewig lang dir steilen Berg hoch, der wie eine Klippe wirkt.
Alles in allem hatte uns Yerevan besser gefallen, obwohl das Wetter heute so richtig gut mitgemacht hatte. Der letze Tag vor der vorhergesagten Regenfront, welche für jeden Tag der kommenden Woche Schlechtwetter vorhersagt – egal in welche Richtung wir fahren…